Ja, so manche Türe lässt man gerne offen, wenn man gerade etwas hinter sich lässt, obwohl man es sich nicht so recht vorstellen kann, irgendwann Mal durch diese Tür wieder zu gehen - zumindest nicht in dem Moment, wenn man geht. Doch man kann nie wissen, was die Zukunft bringt, die Wege des Lebens sind oft mit Überraschungen gepflastert, im guten, wie im weniger gutem Sinne. Deshalb denkt man oft, es könnte nicht schaden die Möglichkeit zu haben, die offen gelassene Tür wieder aufzusuchen, wenn alle Stricke reißen sollten. Man hat diese Option immer im Hinterkopf; es wirkt beruhigend, wenn man vor einer größeren Entscheidung steht.
Viele von uns möchten Sicherheit,
beziehungsweise die Möglichkeit zur Rückkehr haben, falls etwas nicht so kommen sollte, wie sie es geplant hatten. Für mich persönlich wäre dies jedoch ein Schritt rückwärts, ein Schritt zurück in die Vergangenheit - dort weiterzumachen, wo man aufgehört hatte. Die Zeit nochmal zurückdrehen. Ob das einen Sinn hätte? Man geht durch eine Tür, weil man etwas hinter sich lassen möchte, eine neue Richtung einschlagen möchte; in welchem Bereich des Lebens auch immer. Man hat sich für etwas anderes entschieden (endlich!) und ist bereit, den ersten Schritt zu tun.
Ich denke, da sollte man seinen Blick lieber nach vorne richten, sich auf die nächsten Schritte konzentrieren und beide Füße über die Schwelle der alten Tür heben. Ich habe bisher nie besonders darauf geachtet, ob die Tür hinter mir ins Schloss fiel oder ob sie ein Spalt offen geblieben ist. Ich ging einfach weiter und hatte Augen nur für die Zukunft. Sie fand ich immer spannender, als mit einem Fuß in der alten Tür hängenzubleiben. Wozu sollte das gut sein? Hat man endlich einen Entschluss gefasst, fühlt man sich auch mutig genug, einen neuen Weg einzuschlagen. Nur wenn man seinen Blick nach vorne richtet, kann man sicher sein, alle neuen Möglichkeiten, die sich unterwegs auftun, zu erkennen und sie zu ergreifen.
Blickt man immer wieder auf die alte Tür zurück, um sich zu vergewissern, ob sie noch ein Spalt offen ist, könnte man kleine, aber gute Chancen am Wegesrand nicht rechtzeitig bemerken, an ihnen vorbeigehen, ohne diese ergriffen zu haben. Man hatte ja den Blick nicht konsequent nach vorne gerichtet, sondern rückwärts, auch aus Angst, nicht mehr zurückkehren zu können, wenn man die alte Tür nicht ständig prüfen würde, ob sie noch offen oder doch schon zu ist. Bloß sicherheitshalber, versteht sich von selbst. Man fühlt sich dadurch etwas besser, auch wenn die ersten Schritte in eine neue Richtung noch unsicher sind. Aber: Diese werden weiterhin unsicher bleiben, solange man immer wieder zurückblickt, sich von der alten Tür nicht lossagen kann.
Man hadert mit sich selbst
und bei dem ersten Stolperer meldet sich die Angst, es kommen die Zweifel - da möchte man doch lieber wissen, ob die alte Tür noch offen ist. Aber es bringt nichts. Es wird nichts besser werden, wenn man allzu schnell aufgibt und einen Rückzieher macht. Denn dann geht alles wieder weiter, wie schon mal gehabt. Oder es kommt noch bunter, denn Menschen ändern sich, entwickeln sich weiter, auch ohne uns, die eine andere, eine neue Richtung eingeschlagen haben. Meistens passt dann gar nichts mehr zusammen, denn auch wir, die gegangen sind, haben uns, oft in kurzer Zeit doch verändert.
So betrachtet, sollte man, wenn man sich schon zu einer Entscheidung durchgerungen hat, auch dazu stehen, die Verantwortung dafür und für sich selbst übernehmen und den eingeschlagenen, neuen Weg unbeirrt fortsetzen, anstatt das Handtuch frühzeitig zu werfen. Einfach zulassen, dass die alte Tür langsam aber sicher, leise ins Schloss fällt, damit man sich voll und ganz die Zukunft, die neue Möglichkeiten bereit hält, immer, jederzeit vor Augen hat.
... Und so muss ich an dieser Stelle mein Lieblingszitat wieder einmal "loswerden" :-) :
"Zurück geht kein Weg", sagte er ernst und freundlich,
"man muss immer vorwärtsgehen, wenn man die Welt ergründen will.
"man muss immer vorwärtsgehen, wenn man die Welt ergründen will.
—Hermann Hesse
© Sunelly Sims
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