Zuverlässigkeit und Erwartungen


Wenn ein freundlicher Mensch auch noch zuverlässig ist, dann haben wir es schon mit einem halben Engel zu tun, Ernst, R. Hauschka, visuelle zitate, weisheit, quotes, lebensgefühl blog, bild,

Zuverlässigkeit ist eine Stärke — wer hält, was er verspricht, ist zuverlässig. 

Zuverlässigkeit von jemandem zu erwarten ist heutzutage ein großer Anspruch geworden, meist wird einem bloß eine Enttäuschung zuteil. In manchen Bereichen des Lebens muss man einfach zuverlässig sein, es geht nicht anders, hauptsächlich im Beruf, doch im privaten Bereich hakt es oft bei der Zuverlässigkeit. Versprechen gibt es wie Sand am Meer und Ausreden umso mehr, doch selten den wahren Grund dafür, warum man anders handelt, als man vorher gesagt hat.

In der heutigen schnelllebigen Zeit, sagt man viel, verspricht man so einiges, bloß ein paar Tage später will oder kann man sich nicht mehr daran erinnern — <<Ach, damals, das habe ich gesagt, weil, ... na ja, du weißt schon ... aber so habe ich es gar nicht gemeint ...>>

Wieso man etwas sagt, etwas verspricht, was man nicht meint, einfach so, aus Jux und Dollerei …? Man hat es geglaubt, man hat darauf vertraut, sich darauf verlassen und nun steht man da, mit leeren Händen, mit nicht eingelösten Zusagen oder Versprechen. Fragen über Fragen, die eigene Welt gerät ins Wanken — worauf kann man sich noch verlassen, was  und wem kann man noch etwas glauben, wem vertrauen?

Hat man das öfter erlebt, ahnt man irgendwann, dass man nur auf sich selbst verlassen kann und es am besten ist, von anderen nichts zu erwarten. Zusagen, Versprechen drehen sich wie der Wind, heute heißt es so, morgen wieder anders und vieles wird dabei geleugnet. Was kümmert einen sein eigenes Geschwätz von Gestern — es war ja nicht so gemeint, wird heute behauptet. Ob im Beruf, in der Politik oder im Privaten, die Unzuverlässigkeit hinterlässt überall Spuren, quer durch die Bank.

Auch im Netz wird viel erzählt — der Tag ist lang, Papier ist geduldig und so manche Freunde sind gar keine Freunde, wenn man welche in einer Notlage bräuchte. Bittere Erfahrungen haben schon viele gemacht, so sind sie immer noch alleine, ohne wahren Freunde. Man sucht eben weiter, nach Halt und Zuverlässigkeit, nach Freundschaft und Sicherheit. Hie und da ein Lichtblick, aber auch nicht mehr, so manche nette Bekanntschaft ist schnell vom Winde verweht.

Nichts ist vom Bestand, alles ändert sich schnell, die Zeit will keine Dauer, sondern ständigen Wandel. Der floriert schon in allen Bereichen des Lebens, schon längst nicht mehr nur bei den Wegwerfartikeln. Auch der Mensch tendiert immer mehr dazu, zu einem Wegwerfprodukt zu werden, passt ein Gesicht, eine Meinung nicht — weg damit. Die Nächsten kommen in Strömen, von überall her, man hat eine riesige Auswahl; ist ja alles global. Fluch und Segen zugleich, aber das Bedürfnis nach Zuverlässigkeit bleibt immer gleich.

Vielleicht sollte man da auch mit der Zeit gehen, alles nicht mehr so eng sehen, mehr pfeif-drauf sein, es machen, wie die anderen, die das Wort Zuverlässigkeit gar nicht mehr kennen, ihre Bedeutung nicht mehr begreifen. Oder trifft man immer nur die Falschen ...?

Immer mehr Menschen igeln sich ein, vertrauen keinem mehr, leben in ihren  Blasen, wo sie nur hören, was ihnen gefällt. Das Vertrauen sinkt, im Leben, in der Gesellschaft und Politik, vergeblich sucht man nach einem Halt und doch fällt man ins Leere — auf wen ist noch Verlass?

Am besten, man verlässt sich nur auf sich selbst, darauf, was man selbst kann und seine Erwartungen allesamt in den Wind schießt. Wenn man nichts erwartet, bekommt man mehr, hie und da eine kleine (unerwartete!) Überraschung, einen kleinen Glücksfall, vielleicht auch mehr, aber auf jeden Fall bleiben einem Enttäuschungen und falsche Hoffnungen erspart. Das Leben könnte so schön sein, wenn man sich daran auch hielte, wenn das Streben nach Anerkennung, nach Sicherheit nicht so stark wäre. So lassen sich die Erwartungen nicht so leicht aus dem Rennen drängen, sie wollen sich in jedem Bereich des Lebens wichtig machen.

Doch besser wäre es, von anderen nichts zu erwarten, sondern den Lauf der Dinge einfach zu beobachten. Vielleicht ist dies das Geheimnis für ein leichteres, unbeschwertes Leben — sich von allen Erwartungen, egal an was oder an wen, einfach für immer loszulösen ...

Auch ich nehme es mir vor, nach einer Enttäuschung, aber so einfach ist das ganze doch nicht. Irgendwann fällt man in sein altes Muster zurück; man möchte sich auf jemanden verlassen, einem vertrauen, man möchte Halt und Sicherheit bekommen. Blicke ich in die große Welt hinaus, dann sehe ich, dass es diese so gut wie nirgendwo gibt — also weg damit. Weg mit den Erwartungen, das Leben ist jetzt, niemand weiß heute mit Sicherheit, welche Zukunft uns begegnet. Prognosen gibt es zuhauf, doch das Schicksal lehnt sich zurück und …  lacht über uns. Über unsere Erwartungen, unser Streben, über unser Alles-kontrollieren-wollen — aber ach, du meine Güte, wir sind eben Menschen!

© Sunelly Sims